Editorial: Aktuelle Trends bei Jung und Alt
In der zweiten Ausgabe des BewertungsPraktikers im Jahr 2019 wollen wir den Fokus auf (Weiter-)Entwicklungstrends von neuen, aber auch klassischen Bewertungsthemen richten. Die Analyse historischer Unternehmensentwicklungen und Reaktionsmuster von Unternehmen auf Veränderungen und Zyklen der Vergangenheit sind zwar weiterhin der wesentliche Baustein, um Zukunftsprojektionen anfertigen, bzw. plausibilisieren zu können, jedoch spricht viel dafür, dass Geschwindigkeit und Radikalität von Veränderungsprozessen zunehmen. Einigen dieser spannenden Metathemen widmen sich Meitner/Streitferdt in ihrem Beitrag zur Digitalisierung, Klimawandel, Politische Entwicklung in dem vorliegenden Heft.
Ein klassisches Themenfeld der Unternehmensbewertung sind Investitionen, Abschreibungen und deren Steuerwirkungen imTerminal Value. Aufgrund der wesentlichen Wertauswirkungen sollten BewertungsProfessionals auf diesen Punkt ein sorgfältiges Augenmerk haben. Nur selten liegen am Ende der Detailplanung Investitionen und Abschreiben vor, die ein ungeprüftes Übernehmen in die ewige Rente erlauben. In diesemHeft beschäftigen sich gleich zwei Beiträge mit diesem Thema. Schüler zeigt, wie man konsistent z.B. zyklische Investitionsentwicklungen formal in der ewigen Rentenformel bei Wachstum erfassen kann. Behling geht der Frage nach, wie diskontinuierliche Investitions- und Abschreibungsverläufe sowie Steuerwirkungen durch sachgerechte Reinvestitionsraten in einen Steady State transformiert werden können.
Mehr zu solch aktuellen Trendthemen aber auch Klassikern der Unternehmensbewertung können Sie auf der nächsten EACVA Jahreskonferenz am05. und 06.12.2019 in Berlin, u.a. mit Prof. Aswath Damodaran, Marc Goedhart und Dr. Michael Heise, erfahren.
Wir wünschen Ihnen viel Spaß beim Lesen.
Andreas Creutzmann (Vorstandsvorsitzender EACVA) und Wolfgang Kniest (Geschäftsführer EACVA)
Prof. Dr. Matthias Meitner, CFA / Prof. Dr. Felix Streitferdt: Digitalisierung, Klimawandel, Politische Entwicklung
– Ansätze zur Berücksichtigung der großen Metathemen in der Unternehmensbewertung –
Digitalisierung, Klimawandel und politische Entwicklungen sind (genau wie das Landes-Exposure) Themen, die sowohl den Erwartungswert als auch das Risiko betreffen. Um beide Effekte sinnvoll zu trennen, empfiehlt sich das Festhalten an der Risikozuschlagsmethodik. Die Themen sind insbesondere analytische (und weniger technische) Herausforderungen für den Bewerter.
Prof. Dr. Andreas Schüler: Zur Abbildung von Abschreibungen und deren Steuerwirkungen im Terminal Value
Der Beitrag ist der Frage gewidmet, wie die durch Abschreibungen ausgelösten Steuereffekte barwertkompatibel in die Rentenformel integriert werden können, ohne sie separat zu planen bzw. zu bewerten. Untersucht wird dabei, ob die Abschreibungen in Prozent der Investition imersten Planjahr formuliert werden können und wie mit den Abschreibungen auf den Sachanlagenbestand zu Beginn der Rentenphase, den Abschreibungen auf die für die Rentenphase erwarteten Investitionen und den Abschreibungen von zyklischen Investitionen umzugehen ist.
WP/StB Dr. Kai Behling: Sachgerechte Abschätzung von Reinvestitionsraten
Die Bestimmung von Reinvestitionsraten gehört zu den vermeintlich einfachen Fragestellungen bei Unternehmensbewertungen. Tatsächlich sind zahlreiche Details nicht geklärt, bspw. dass deren Berechnung mittels der unlevered EK-Kosten geschehen muss und auf welche Weise Zins- und Steuereffekte erfasst werden. Dieser Beitrag stellt eine konsistente Ermittlung von Reinvestitionsraten im Terminal Value vor.
Andreas Emmert, CFA, CIA: Einführung in die Erstellung von Add-Ins und Ribbon-Menüs
Die komfortable Nutzung von eigenen, mit VBA entwickelten Routinen bedingt auch die Auseinandersetzung mit der Art und Weise wie Add-Ins für Excel erstellt und komfortabel über die Menüleiste angesteuert werden können. In dem Beitrag werden die grundlegenden Schritte hierzu erläutert und in einem nutzbaren Beispiel umgesetzt.
RAin Dr. Anja Köritz, LL.M.: Rechtsprechung: Hochrechnung des Börsenkurses zur Ermittlung angemessener Barabfindung
Im Spruchverfahren anlässlich des Squeeze-outs der Minderheitsaktionäre der DVB Bank SE hat sich die 5. Kammer für Handelssachen des LG Frankfurt/M. im Beschluss vom 04.02.2019 (3-05 O 68/17) mit der Hochrechnung des Börsenkurses zur Ermittlung der angemessenen Barabfindung befasst. Dabei hielt das LG die Hochrechnung des Börsenkurses bei einem Zeitraum von mehr als sieben Monaten zwischen der Bekanntmachung der Squeeze-out-Absicht und der Beschlussfassung der Hauptversammlung über diese Maßnahme für erforderlich und erhöhte die Barabfindung je Aktie durch Hochrechnung des Börsenkurses.
Als Mitglied der EACVA können Sie dieses Heft im internen Mitgliederbereich in der Rubrik BewertungsPraktiker herunterladen.