Beschreibung des Vortrags:
Die Unternehmensbewertung in Krisenzeiten stellt eine besondere Herausforderung an Bewerter und Kreditinstitut dar – insbesondere dann, wenn eine Entscheidung am berühmten Abwicklungswochenende getroffen werden muss. Die Bankenabwicklung gemäß BRRD (Deutschland: SAG, Österreich BaSAG) ist von den bestehenden Krisenregularien sicher ein außergewöhnliches Regelwerk, dass neben Vorgaben zur Krisenbewältigung auch Regelungen zur Bewertung im Abwicklungsfall (Art 36 BRRD) vorgibt. Die Bankenabwicklung zielt grundsätzlich auf den Erhalt kritischer Funktionen und den Erhalt der Finanzmarktstabilität ab. Dazu stehen insbesondere die Instrumente Unternehmensveräußerung, Gläubigerbeteiligung, Brückeninstitut und die Ausgliederung von Vermögenswerte zur Verfügung.
Zudem wurde im Art 36 der BRRD - ergänzt um das Valuation Handbook der EBA und des Valuation Framework des SRB - ein abwicklungsspezifisches Bewertungsregime geschaffen, dass neben dem Erfordernis unterschiedlicher Bewertungen (Valuation 1-3) auch abwicklungsspezifische Werteansätze (economic value, hold-value, disposal-value) definiert. Die europäischen Regelungen werden national gegebenenfalls konkretisiert wie zB im BaFin Rundschreiben 02/2021 MaBewertung oder die FMA Mindeststandards zur Datenbereitstellung im Abwicklungsfall. Für Kreditinstitute und Bewerter schaffen diese zusätzlichen Vorgaben neue Herausforderungen, die ein klares Aufgaben- und Rollenverständnis aller Beteiligten zur Umsetzung einer erfolgreichen Abwicklung erfordern. Diese Rollen werden anhand der folgenden Struktur erörtert und im Anschluss diskutiert:
Inhalt:
- Grundzüge der Bankenabwicklung nach der BRRD
- Bewertungsregime in der Bankenabwicklung: erforderliche Bewertungen, Abfolge und Zweck
- Bewertung FOLTF (Valuation 1)
- Bewertung zur Abwicklungsentscheidung (Valuation 2)
- Bewertung der Behandlung der Gläubiger (Valuation 3)
- Spannungsfeld zwischen Bewertung nach Art 36 BRRD und Accounting, Regulatorik, Insolvenzrecht
- Bedeutung der Zahlenwerke der Kreditinstitute
- Prämisse des NCWO und deren Einfluss auf die Bewertung
- Die Rolle(n) der Bewerter und Kreditinstitute bei der Bewertung im Abwicklungsfall
- Zusammenarbeit mit Behörden und Bewertern
- Dokumentation der Bewertungssysteme
- Informations- und Datenbereitstellung
- Besondere Herausforderungen für Bewerter und Kreditinstitute im Zuge einer Abwicklungsentscheidung
- Abwicklungsplan und Abwicklungsstrategie
- Unabhängigkeit des Bewerters
- Formulierung des Bewertungsberichts
- Datenverfügbarkeit und -qualität
Referent:
Alexander Klaubauf, BA, CIFRSA
- Inhaber der AKonsultancy Unternehmensberatung e.U.
- Fachexperte für Unternehmensbewertung und -sanierung, insbesondere der Bewertung in der Bankenabwicklung
- Mitentwicklung und Umsetzung von Bewertungsregularien bei der FMA (österreichische Finanzmarktaufsicht), EBA und SRB
- Mitentwickler und -autor der FMA-Mindeststandards zur Datenbereitstellung im Abwicklungsfall
- bis März 2022 bei der österreichischen Finanzmarktaufsicht (FMA)