Editorial: Mensch, Maschine, Mehrwert: Die Zukunft der Unternehmensbewertung
Die Welt der Unternehmensbewertung verändert sich. Wo früher Projektverantwortliche und ihre Teams allein auf Erfahrung, Fachwissen und Analysefähigkeit setzen mussten, tritt heute zunehmend ein neues Teammitglied hinzu: die Künstliche Intelligenz (KI).
KI kann Daten schneller auswerten, Zusammenhänge erkennen und Szenarien berechnen, als es ein Mensch je könnte. Aber – und das ist entscheidend – sie kann nicht das übernehmen, was die Qualität eines Bewertungsprojekts ausmacht: Ergebnisse interpretieren, Zusammenhänge verstehen, fundierte Entscheidungen treffen.
Wir stehen also nicht vor der Frage, ob KI Menschen ersetzt, sondern wie wir sie einsetzen, um besser zu werden. Für die Projektleitung bedeutet das: Sie wird zur Dirigentin oder zum Dirigenten eines hybriden Teams aus Mensch und Maschine. Die Verantwortung wächst – nicht nur bei der Steuerung des Projekts, sondern auch in der Sicherstellung der Datenqualität, der Ergebnisprüfung und der Einbettung der KI-gestützten Prozesse.
Das Ziel bleibt unverändert: qualitativ hochwertige Gutachten, die überzeugen. Der Weg dorthin wird digitaler, schneller, präziser – aber nur dann erfolgreich, wenn wir den Menschen im Mittelpunkt behalten. Dabei werden wir Sie mit dem BewertungsPraktiker und unseren Informationen im geschützten Bereich der Webseite der EACVA auch in Zukunft weiter unterstützen.
Auch in diesem Heft halten wir wieder aktuelle und spannende Themen für Sie bereit. Meitner/Hagel/Prengel sind mit dem Thema „Tariffs Trouble in der Unternehmensbewertung: Ein Survival Guide für BewertungsProfessionals“ am Puls der Zeit. Die „Hochrechnung von Börsenkursen“ stellt Creutzmann anhand eines praktischen Beispiels dar. Ruthardt bespricht ein Urteil des OLG Karlsruhe zum Börsenkurs und geht dabei auch auf die Thematik der Börsenkurshochrechnung ein. Knoll analysiert grundlegende Zusammenhänge der für die Finanzierung des inflationsbedingten Wachstums notwendigen Thesaurierung sowie deren Besteuerung.
Wir freuen uns auf Ihre Anregungen und Anmerkungen an redaktion@bewertungspraktiker.de und wünschen Ihnen viel Spaß beim Lesen.
Andreas Creutzmann (Vorstandsvorsitzender EACVA) und Wolfgang Kniest (Geschäftsführer EACVA)
Prof. Dr. Matthias Meitner, Dipl.-Kfm., CFA / Armin Hagel, M.Sc. / Cyril Prengel, EMBA, CVA: Tariffs Trouble in der Unternehmensbewertung: Ein Survival Guide für BewertungsProfessionals
Mit der Ankündigung umfassender US-Importzölle rücken die wirtschaftlichen Folgen handelspolitischer Maßnahmen erneut in den Fokus. Besonders betroffen sind exportorientierte Unternehmen in Deutschland und der EU, deren Bewertung durch veränderte Rahmenbedingungen teils größeren Herausforderungen gegenübersteht. Vor diesem Hintergrund beleuchtet der vorliegende Beitrag zentrale Transmissionskanäle, über die Zölle auf Unternehmenswerte wirken, und zeigt Ansätze für den analytischen und bewertungsbezogenen Umgang mit den daraus resultierenden Prognose- und Unsicherheitsfaktoren auf. Darüber hinaus liefert der Beitrag – auch über den konkreten Anlass hinaus – praxisnahe Impulse für den Umgang mit zollbedingten Bewertungsherausforderungen.
WP/StB Andreas Creutzmann, CVA: Hochrechnung von Börsenkursen
Ausgangspunkt des Beitrags ist die Rspr. des BGH, wonach bei einem längeren Zeitraum zwischen Bekanntgabe einer Strukturmaßnahme und Hauptversammlung eine Hochrechnung des Börsenkurses erforderlich sein kann. Da der BGH jedoch offenlässt, wie diese Hochrechnung konkret erfolgen soll, werden verschiedene methodische Ansätze – etwa über Marktindizes, Branchenindizes und Peer Groups – vorgestellt. Im konkreten Fall der DVB Bank zeigt die Analyse, dass eine Hochrechnung nicht sinnvoll ist, da sich die Aktie bereits über Jahre hinweg deutlich vom Markt entkoppelt hatte und damit marktübliche Entwicklungen nicht übertragen werden konnten.
Prof. Dr. Leonhard Knoll: Die Besteuerung des inflationsbedingten Wachstums: Einige einfache Zusammenhänge
Seit der Novellierung des IDW S 1 in den Jahren 2004/5 kam es immer wieder zu Kontroversen um die zur Finanzierung des inflationsbedingten Wachstums nötige Thesaurierung und ihre Besteuerung. Der Beitrag beschreibt einige für dieses Thema elementare Zusammenhänge und veranschaulicht sie am Beispiel eines realen Squeeze Outs.
WP Dr. Frederik Ruthardt, CVA: Zur Bestimmung des Dreimonatsdurchschnittskurses als Untergrenze der angemessenen Barabfindung – insb. Abgrenzung zum „wahren“ Wert, Börsenkursstichtag und Hochrechnung – OLG Karlsruhe vom 16.04.2024 – 12W 27/23
Der Beschluss des OLG Karlsruhe vom 16.04.2024 enthält praxisrelevante Hinweise zur Ermittlung des Börsenkurses in der Funktion des Desinvestitionswerts bzw. als Untergrenze der Barabfindung. Thematisiert werden insb. die Bestimmung des richtigen Endzeitpunkts für den Referenzzeitraum (= Börsenkursstichtag) sowie die Hochrechnung auf den Tag der beschlussfassenden Hauptversammlung (= Bewertungsstichtag).
Prof. Dr. Bernhard Schwetzler, CVA / Osei Kwabena Brefo, M.Sc.: Betafaktoren
In dieser Ausgabe finden Sie Daten aus Refinitiv Eikon zum Stichtag 15.04.2025. Die Zusammensetzung der Branchen orientiert sich an der offiziellen Brancheneinteilung des Prime All Standard der Deutschen Börse AG.
Es wurden quartalsweise 2-Jahres Betas mit Tages-Returns über 2 Jahre berechnet. Das 5-Jahres Beta wurde mit Monats-Returns über 5 Jahre berechnet. Als Marktindex dient der CDAX der Deutsche Börse.
Prof. Priv.-Doz. MMag. Dr. StB Stefan O. Grbenic, CVA: Standard-Transaktionsmultiplikatoren
Die dargestellten Transaktionsmultiplikatoren basieren auf den Transaktionsdaten verschiedener M&A-Datenbanken (Schwerpunkt ZEPHYR), wobei Konsistenz sowohl in den Transaktionsdaten als auch in den Bezugsgrößen zwischen den einzelnen Datenbanken hergestellt wurde.
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